Herr Hager
Lehrer für Geschichte, Philosophie und Deutsch als Zweitsprache
 
 

Karl-Wilhelm Weeber: Baden, spielen, lachen

Wie die Römer ihre Freizeit verbrachten, Darmstadt 2007 (Geschichte erzählt, Bd. 9)


Prof. Dr. Weeber ist nicht nur ein ausgewiesener Kenner des antiken römischen Alltagslebens, sondern auch ein brillanter Autor. In gekonnt lockerer Weise und dennoch historisch präzise und überaus kenntnisreich bringt der Autor dem Leser die Facetten der römischen Freizeitgestaltung näher. 

Geschickt kombiniert Weeber antike schriftliche Quellen und archäologische Funde, die durch die (leider nur in schwarz-weiß gehaltenen) Abbildungen veranschaulicht werden, zu einem alle sozialen Schichten erfassenden Gesamtbild. Auch geschlechterspezifische Aspekte bezieht Weeber in seine Betrachtungen mit ein und räumt am Ende mit dem Vorurteil vom "plebejischen Freizeitparadies Rom" auf. Die Mischung lateinischer Vokabeln und "neudeutscher" Begriffe wie Wellness, Event, Action usw. verleitet unwillkürlich zu einem Vergleich mit unserer heutigen spaß- und freizeitsüchtigen Zeit. 

Was der Vorleser oder die Flötenspielerinnen in damaliger Zeit waren, mag heute das der Fernseher oder Computer sein. Die antiken Thermen finden ihre Fortsetzung in den modernen Thermen, Saunalandschaften und Spaßbädern. Scheinbar waren die Römer jedoch größere Sportmuffen als wir, wenn man beachtet wie viele "Muckibuden" und Fitness-Center heute entstehen. Für die gehobene Gesellschaft Roms war das repräsentative Gastmahl der Höhepunkt des sozialen Lebens, die Zubereitung der Speisen überließ man lieber den Bediensteten - heute dagegen betrachtet man schon das Kochen als erfüllende Freizeitgestaltung und jeder kann es mit Hilfe diverser TV-Kochshows selbst zum Sternekoch bringen. O tempora, o mores!

Im Zentrum der römischen Freizeitgestaltung standen aber ganz klar die öffentlichen Schauspiele. Darunter fielen sowohl die Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und Wagenrennen, aber auch die Theateraufführungen und athletischen Sportwettkämpfe. Eintritt frei hieß es damals - heute unvorstellbar - und die Leute strömten zu Tausenden in die Arenen um sich die schauerlichsten Dinge anzusehen. "Es ging um Leben und Tod, und zwar nicht nur bei den Gladiatorenkämpfen (munera) und Tierhetzen (venationes). Auch bei den Wagenrennen ereigneten sich viele Stürze mit manchmal tödlichen Ausgang, [...]" betont Weeber. Der Tod gehörte für das damalige Publikum zum Vergnügen dazu. Heutzutage sind die Zuschauer erstaunt und bestürzt, wenn sie im Fernsehen sehen wie sich ein Mensch in ein bis zu 350 km/m schnelles Auto setzt, von der Rennstrecke abkommt und sich zu Tode fährt. Nun ja, was soll man sagen?

Auch allerlei Pikantes über das römische Nachtleben und inhabergeführte Eckkneipen mit angeschossenem Freudenraum erfährt der Leser aus Weebers Untersuchung. Aber auch über ruhigere Freizeitbeschäftigungen wie lesen und spazieren gehen wird berichtet und man lernt, dass das Reisen zu damaliger Zeit kein besonderes Freizeitvergnügen war. So liest man Geschichte gerne und wer es wünscht, kann sie sich auch in altrömischer Manier vorlesen lassen und zum Hörbuch greifen.

Maik Hager (2007)